Ich gestehe. Gestern hatte ich einen Albtraum: Ich renne die ganze Nacht einer sehr leckeren, knusprigen Gänsekeule hinterher. Bei jedem Versuch, diese für mich einzufangen, entgleitet sie mir aus den Händen. Mit einem verlockenden Lächeln auf den Lippen rennt meine Gänsekeule vor mir her, dreht sich dabei immer wieder zu mir um, lockt mit ihrem saftigen Fleisch, bleibt hin und wieder stehen, um dann im richtigen Moment sofort wieder loszurennen. Ich komme ins Schwitzen, falle, stehe wieder auf, renne weiter, komme näher, die Gänsekeule ist zum Greifen nah, ich will sie schlussendlich mit beiden Händen packen, berühre sie bereits mit den Fingerspitzen, und Puff, meine Gänsekeule zerfällt vor meinen Augen… aber nein, was jetzt? Zähne einer anderen Person, eines gänsefressenden Monsters schlagen sich wieder und wieder in das kräftige Muskelfleisch, reißen die besten Stücke und verschlingen diese mit höchstem Genuss und Verlangen vor meinen Augen. Schweißgebadet wache ich auf. Ich muss mich beruhigen, sofort. So gehe ich also in die Küche und schaue nach, ob noch alle 3 Gänse da sind. Denn am nächsten Tag soll es bei mir zu Hause den klassischen Gänsebraten geben, 12 liebe Freunde sind dazu eingeladen, der 2G+Regel folgend.
Und da liegen Sie, die 3 goldenen Bio-Gänse vom Bauernhof meines Vertrauens. Ich lasse mich beruhigt auf einen der Küchenstühle fallen, erfreue mich des Anblicks, ja, Vorfreude steigt in meinem Kopf auf, immerhin konnte ich Jan für die kommende Festlichkeit gewinnen, den Meister des Kochens und des guten Geschmacks. Jan ist der Garant für einen meisterhaften Gänseschmaus mit Freunden und Familie! Da bin ich mir sicher. Vorfreude steigt in mir auf. Aber es bleibt auch ein kleiner, dunkler Fleck auf meiner Seele. Warum nur hatte ich diesen Albtraum? Was will mir mein Gehirn sagen? Gut, dass ich mich in letzter Zeit mit diesem Thema beschäftigt habe.
Was ist ein Albtraum?
Mit Träumen verbinden wir häufig etwas Positives. Im besten Falle wandeln wir, wie „Alice im Wunderland“, durch eine aufregende, bunte, fantasievolle Welt voller Glück, Zufriedenheit, Erfüllung, Liebe und Leichtigkeit. Schließlich heißt es „Träume werden wahr“, wenn uns etwas Gutes passiert.
Doch es gibt so manche Nächte, in denen wir unterbewusst etwas mit Körper, Geist und Seele erleben, was wir nicht vergessen können. Davon aufgeschreckt und wachgerüttelt, versuchen wir uns als erstes zu beruhigen, um uns dann an das gerade Erlebte wieder zu erinnern und in halbwegs sinnvolle und nachvollziehbare Worte zu fassen. Ziel dabei ist es, dass gerade im Traum schrecklich Erlebte für sich befriedigend und beruhigend zu verarbeiten.
Albträume stehen für die dunkle Seite des Träumens. Sie sind geprägt von Angst und Panik. Viele wachen davon schweißgebadet auf. Nach bisherigen Erkenntnissen tauchen Albträume vor allem in den REM-Schlafphasen in der zweiten Hälfte auf. Diese Schlafphase zeichnet sich durch schnelle Augenbewegungen hinter geschlossenen Augenlidern (REM = Rapid Eye Movement) aus. Der Schlaf in dieser Phase ist zwar leichter, gleichzeitig handelt es sich um eine ausgeprägte Traumschlafphase, die zum Ende der Nachtruhe immer länger dauert. Wer aus dieser Phase aus einem Alptraum aufschreckt, kann sich meist sehr gut an den konkreten Inhalt erinnern. Wachen Sie hingegen aus einer Tiefschlafphase auf, besteht meist keine Erinnerung mehr.
Und jetzt wird es etwas wissenschaftlicher. Medizinisch betrachtet gilt ein Albtraum als sogenannte Parasomnie. Dabei handelt es sich um eine Form der Schlafstörung, genauer gesagt, um eine gestörte Schlafqualität. Die Medizin und die Psychologie unterscheiden zwischen zwei Formen von Albträumen. Im Falle eines sogenannten idiopahtischen Albtraums gibt es keine erkennbaren Ursachen oder psychische Störungen. Der idiopathische Traum ist fiktiv. Der posttraumatische Albtraum lässt sich auf ein Trauma zurückführen und bildet daher, in meist unveränderter Form, eine tatsächliche Begebenheit ab. Zu unterscheiden ist der Albtraum weiterhin vom Pavor nocturnus (Nachtschreck) und vom Schlafwandeln (Somnambulismus).
Für mich steht nach einem kurzen Nachdenken fest: Mein Gänsekeulentraum gehört zur Kategorie Albtraum. So weit, so gut. Aber was bedeutet dieser Albtraum nur?
Was will uns ein Albtraum sagen?
Wer träumt, bearbeitet zielgerichtet und allumfassend offene Fragestellungen, im Alltag nicht ohne weiteres zu klärende Konflikte, aber auch Sorgen, Nöte, Ängste, unbefriedigte Gelüste und Leidenschaften. Unsere Traumwelten sind ein Ergebnis aus dem komplexen Zusammenspiel zwischen den verschiedensten strukturellen und funktionalen Netzwerkeinheiten in unserem Gehirn, die während eines Traumes, insbesondere in der REM-Schlafphase, zwischen einer kohärenten und dissonanten Kommunikation hin- und herschalten. Kurzum: Unsere Träume sind das psychoemotionale Ergebnis unseres vorherigen Wahrnehmens, Denkens und Verknüpfens (in Form von freier Assoziation, Imagination und Fluktuation). Die Verwendung von Träumen in der Psychotherapie, aber auch im Neurocoaching, ist daher definitiv hilfreich und wirksam, um etwas mehr über das eigene Kern-Ich oder auch Selbst-Ich zu verstehen. Übrigens hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass die Auffassungen Jungs zum Traum von der neurowissenschaftlich-empirischen Forschung deutlich unterstützt werden, während Freuds Auffassung weitestgehend als widerlegt betrachtet werden muss.
In meiner Arbeit als Neurocoach nutze ich gezielt Traumerzählungen und -erinnerungen, um bei meinen Coachees ein fantasievolles, nichtlineares Denken, Fabulieren, Erzählen und Reflektieren anzuregen. Immer, wenn ein Klient oder eine Klientin zu mir sagt: „Herr Sebastian, ich hatte diese Woche wieder einen sehr intensiven Traum, der mich einfach nicht mehr loslassen will. Ich frage mich, was will mir dieser, ja, Albtraum nur erzählen? Ich erkenne die Botschaft nicht.“, dann sage ich zu ihm oder ihr: „Ja, sehr gern. Erzählen Sie mir von Ihren Sehnsüchten, Visionen, Fantasien, gern auch Erscheinungen und, wenn Sie wollen, Hirngespinsten.“ Ich benutze in der Kommunikation miteinander bewusst nicht das Wort Traum oder Albtraum, um die Assoziationsfähigkeit des Gehirns meiner Klienten und Klientinnen so weit wie möglich freien Lauf zu lassen.
Wie entschlüssele ich meine (Alb-)Träume richtig?
(Alb-)Träume in ihrer Bedeutung und Aussagekraft zu entschlüsseln kann eine aufschlussreiche Methode sein, um seinen Gefühlszustand, seine Wünsche und Ängste, mentalen Blockaden, unerfüllten Sehnsüchte und Hoffnungen besser zu verstehen.
Jedoch ist es in der Regel gar nicht so einfach, Traumsymbole zu erkennen und die passende Bedeutung herauszufinden. Zumal meistens die verrücktesten, irrationalsten und erschreckendsten Dinge im Traum passieren. Folgen wir jedoch den Erkenntnissen von renommierten Traumforschern, wie Professor Doktor Michael Schredl, dann zeigt sich, dass es tatsächlich typische Traumthemen gibt, die viele Menschen berichten, z. B. verfolgt werden, Prüfungsträume, Gelähmtsein, und Fallen. Die Vermutung ist natürlich, dass es typische Wachsituationen gibt, die bei vielen Menschen auftreten, und sie deshalb so häufig im Traum vorkommen. Hier kommen allerdings die Grundmuster des Traumes ins Spiel, das bezeichnet die Gefühle, die im Traum erlebt werden, und wie das Traum-Ich mit diesen Gefühlen umgeht.
Meine praktischen Erfahrungen im Bereich Traumanalyse zeigt, dass eine allgemeine Deutung auf Symbolebene allein nicht sehr sinnvoll ist, jedoch auf der Ebene der durch den Albtraum symbolisierten Grundmuster im Denken, Fühlen, Erleben und Bewerten. Diese schon im Wachleben erlebten Werte, Normen, Einstellungen, Skripten und Grundsätze kommen - unverarbeitet, erinnernd, warnend, auf eine Lösung drängend - während des Traumes wirkungsvoll „zur Sprache“. Die genaueren Umstände, z. B. welches Thema vermieden wird, das hängt wiederum von dem individuellen Umfeld ab.
Folgende Deutungshilfen kannst du demnächst gut anwenden, wenn du wieder einmal einen Albtraum hattest.
Albtrauminhalt: Ins Bodenlose fallen.
Beim Falltraum ist das Grundmuster einfach zu erkennen: Egal, was du tust, das Endergebnis ist, dass du unten aufschlägst. Die meisten Träumenden wachen vor dem Aufprall auf. Der Traum ist eine dramatisierte Darstellung eines Hilflosigkeitsgefühls: "Ich kann nichts machen." Also ist hier die Frage, ob es aktuell im Wachleben Situationen, Gegebenheiten gibt, in denen du dich hilflos fühlst. Wieder ist wichtig: Der Traum zeigt nicht an, dass du tatsächlich nichts tun kannst, sondern deutet auf das Gefühl der Hilflosigkeit hin.
Albtrauminhalt: Verfolgung.
In einem Verfolgungstraum wirst du meistens von etwas dir Unbekanntem, Angsteinflößendem gejagt. Dir bleibt daher nichts anderes übrig, als wegzurennen. Eine Flucht im Albtraum steht meist für Ereignisse, mit denen jemand nicht konfrontiert werden will. Du läufst sinnbildlich vor einer Auseinandersetzung davon. Das können auch traumatische Erlebnisse aus der Kindheit sein, die du verdrängst. Das wird von der Psychologie als Vermeidungsverhalten bezeichnet. Der Verfolgungstraum ist eine dramatisierte Variante des Vermeidungsverhaltens. Wenn du einen Verfolgungstraum hast, stell dir die Frage: "Gibt es aktuell in meinem Wachleben etwas, das ich vermeide?".
Albtrauminhalt: Paralyse.
Dein Körper ist wie gelähmt, du kannst dich einfach nicht bewegen und musst tatenlos zusehen, eine solche Paralyse ist ein häufiges Motiv in Albträumen. Eine mögliche Bedeutung ist das Gefühl, von anderen Menschen abhängig zu sein und nicht selbstständig handeln zu können.
Albtrauminhalt: Unpünktlichkeit.
Den Termin mit einem Kunden verpasst, zu spät zur Prüfung kommen oder in einer anderen Form unpünktlich sein, das Erleben viele während eines Albtraums. Als Bedeutung wird die Angst, Herausforderungen nicht gewachsen zu sein, vermutet. Ebenso können Albträume von Unpünktlichkeit für Reue über verpasste Chancen stehen.
Albtrauminhalt: Tod.
Wer davon träumt, dass ein Mensch stirbt, kann konkrete Sorgen um dessen Leben haben. Es kann aber auch eine tiefere Bedeutung geben, die andeutet, dass eine Beziehung stirbt, weil Sie sich von einer Person entfernen.
Albtrauminhalt: Etwas nicht fertig bekommen.
Du versuchst immer wieder und wieder, etwas zusammen zu bekommen oder abzuschließen, aber kurz vor dem Ende brichst du ab und fängst wieder von vorn an. Das könntest du mit Dingen verbinden, die du dir schon lange vorgenommen hast, aber nie beginnst, geschweige denn beendest. Dieser Trauminhalt ist ein Hinweis dafür, dass du dich selbst als zu undiszipliniert, schwach, aber auch zu perfektionistisch und störanfällig betrachtest. Oder dass du dir einfach immer wieder viel zu viel vornimmst, und daher auch mit allen nie wirklich fertig wirst.
Albtrauminhalt: Prüfungstraum.
Das Grundthema bei Prüfungsträumen ist die Bewertung der eigenen Leistungen durch andere. Das ist nicht nur in der Schule, in der Ausbildung oder im Studium wichtig, sondern auch im beruflichen Kontext oder in anderen Bereichen. Wenn du einen Prüfungstraum hast, ist daher die Frage: "Wie schätzen andere meine Fähigkeiten?" ein sinnvoll.
Was ist der Grund für Albträume?
Der Albtraum an sich ist weniger Auslöser, sondern eher Symptom, wenn er chronisch auftritt. Mal einen Albtraum zu haben, ist nicht ungewöhnlich und kein Grund zur Sorge. Wer hingegen häufiger Albträume hat, muss sich fragen: „Warum träume ich schlecht?“ Auf solche Fragen kann es keine pauschale Antwort geben, da die individuellen Rahmenbedingungen betrachtet werden müssen.
Aus meiner Erfahrung der alltäglichen Tätigkeit als Neurocoach kann ein Albtraum unter anderem folgende Ursachen haben:
Verarbeitung von Erlebnissen Im Traum verarbeiten wir unsere Erlebnisse vom Tag. So können Probleme mit dem Arbeitskollegen, Meinungsverschiedenheiten mit anderen Personen, finanzielle Engpässe, oder Ängste zu Albträumen führen. Aber auch Traumata und posttraumatische Belastungsstörungen, etwa durch Kriegserlebnisse, verursachen Angstträume.
Schlafprobleme Wer unter Schlaflosigkeit oder auch Schlafapnoe (Atemaussetzer in der Nacht) leidet, hat eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, schlecht zu träumen. Der schlechtere und kürzere Schlaf wird zusätzlich durch Albträume gestört.
Körperliche und psycho-emotionale Auslöser Eine angeschlagene Gesundheit fördert Albträume, beispielsweise wenn wir uns Symptome nicht erklären können. Mangelnde Stressresistenz, fehlende Resilienz, eine ausgeprägte Unzufriedenheit mit sich selbst und seinem Leben, das sind ebenfalls häufige Ursachen für Albträume.
Medikamente, Drogen, Alkohol Auch von einigen Medikamenten wie Antidepressiva oder blutdrucksenkenden Mittel ist bekannt, dass sie Albträume begünstigen. Gleiches gilt für Drogen wie Kokain und Marihuana, hier allerdings nicht nur bei der Einnahme, sondern auch beim Entzug. Grundsätzlich kann jede Substanz, Albträume fördern, wenn sie nur einfach, schnell und intensiv genug das Verlangens-, Belohnungs- und Genuss-System im menschlichen Gehirn kapern und manipulieren kann.
Ernährung Fettige, schwere Nahrung spät am Abend führt ebenfalls oft zu schlechterem Schlaf und Albträumen.
Gene Studien belegen, dass schon die Gene eine Ursache für Albträume sein können: Für eine finnische Studie wurden Ende der 90er Jahre eineiige und zweieiige Zwillingspaare befragt. Demnach scheinen Gene zu etwa einem Drittel (oder gar bis zur Hälfte) die Ursache für Albträume zu sein.
Persönlichkeit Unsere Persönlichkeitsstruktur bestimmt wesentlich darüber, wie wir im Alltag an Probleme herangehen, Schwierigkeiten gegenübertreten, Krisen und Konflikte aushalten und bewältigen oder auf das Verhalten von anderen Personen reagieren. Wer von uns häufiger an Selbstzweifeln, Schuldgefühle, schlechtem Gewissen und Scham leidet, eher ein vorsichtiger, vermeidender, grübelnder und hochsensibler-empathischer Mensch ist, der wird in der Regel häufiger von Albträumen heimgesucht. Studien zufolge sind hochsensible und künstlerisch veranlagte Menschen generell anfälliger für Albträume.
Was tun bei Albträumen?
Treten Albträume häufig auf und sind sie mit starken negativen Emotionszuständen wie Angst, Panik, Starre, innere Unruhe und/oder kognitiven Störungen wie Unkonzentriertheit, Schwarz-Weiß-Denken und Generalisierung verbunden, besteht Handlungsbedarf. Beides deutet darauf hin, dass das psychoemotionale Gleichgewicht gestört ist.
Wenn du etwas gegen deine Albträume unternehmen willst, dann können dir die folgenden 4 Schritte eine gute Unterstützung und Hilfe sein. Beachte aber bitte, dass hinter Albträumen teilweise tiefgreifende Ängste stehen können, die sich nachts einen Weg durch dein Unterbewusstsein bahnen. Es können aber auch Stress, Alkohol oder Medikamente zu Albträumen führen, was bei der Bearbeitung dieser mittels Gesprächen und wissenschaftlich fundierten Deutungen berücksichtigt werden muss.
Achtung! Nur wenn du den Albtraum kurz nach dem Erwachen schnell laut aussprichst oder aufschreibst, bleibt er nicht nur im Kopf, sondern du erinnerst ihn zu einem hohen Prozent so, wie er wirklich in deinem Gehirn stattgefunden hat. Das erleichtert natürlich ungemein die Deutung deines Traums und erhöht auch deren Qualität. Wenn du also eine gute Traumdeutung durchführen willst, dann habe für den Fall der Fälle immer einen Stift und einen Schreibblock neben dir am Bett liegen. Oder nutze die Diktierfunktion deines Handys. Falls du dich allerdings nicht mehr an deinen Albtraum erinnern willst oder diesen unbearbeitet lassen möchtest, dann beschäftige dich unmittelbar nach dem Aufwachen mit vollkommen anderen Dingen, lenke die Aufmerksamkeit all deiner Sinne auf etwas Beruhigendes, Angenehmes, Angst und Stress reduzierendes. Lass dich dafür zum Beispiel von einer Person liebevoll umarmen, die, zufällig oder wie immer, neben dir liegt. Wer aus einem Albtraum aufschreckt, braucht als erstes Orientierung, Halt (Erdung) und beruhigende Bewegungen.
Wenn du aber deinen Albtraum deuten und dessen Sinn verstehen willst, dann folge einfach den nächsten vier Schritten, die ich auch in meiner alltäglichen Coaching Praxis umsetze und befolge.
Im Folgenden findest du einige Tipps, die dir schnell helfen können, deine Albträume besser in den Griff zu bekommen.
Kontrolliere deinen Medienkonsum. Für guten Schlaf und angenehme Träume gilt immer die folgende goldene Regel: Wer eine Stunde vor dem zu Bett gehen zum Beispiel Horrorfilme konsumiert, Streamingdienste in Anspruch nimmt, um sich aufregende Serien über Mord, Prostitution, Betrug, Politik und Katastrophen jeglicher Art „reinzuziehen“, wer in den letzten Stunden des Tages noch schwierige Konfliktgespräche anzettelt oder in diese hineingezogen wird, wer dazu noch dem Alkohol oder anderen Substanzen und Medikationen zugeneigt ist, um wenigstens einmal zur Ruhe zu kommen und abspannen zu können, der begünstigt schlechte, negative Träume. Wenngleich ein Albtraum nicht die logische Konsequenz sein muss. Wenn du zu den Menschen gehörst, die Bilder, Töne und Gedanken sehr häufig mit in den Schlaf nehmen, dann achte ab sofort auf dein Medienverhalten, insbesondere in der Phase des zu Bettgehens. Überlege dir also sehr genau, was du deinen Augen und Ohren 1 Stunde vor dem Einschlafen anbietest.
Arbeite an deiner Persönlichkeit.
Wenn du häufig ins Grübeln kommst, ein schlechtes Gewissen hast, Schuldgefühle oder Selbstzweifel dich plagen, dann sind das Garanten für Albträume. Je stärker dein Selbstwertgefühl, dein Selbstbewusstsein und deine Selbstwirksamkeitserwartung ist, umso selbstsicherer, geradliniger, bewusster und gelöster wirst du in deinem Alltag sein. Das wirkt sich unmittelbar auf die Qualität deiner Träume aus.
Reduziere Stress. Um gegen stressbedingte Albträume vorgehen zu können, ist eine genaue Analyse wichtig: Wer oder was stresst dich immer wieder? Welche Probleme sind noch nicht ausreichend für dich geklärt? Gibt es schwelende Konflikte, die dich beschäftigen, emotional aufwühlen und gedanklich nicht zur Ruhe kommen lassen. Geht es um ein kurzfristig erhöhtes Arbeitspensum oder ein grundsätzliches Problem? Je genauer du den Stressfaktor für dich identifizieren kannst, desto besser kannst du dessen Auswirkung auf dein individuelles Stress-Adaptions- und Regulations-System reduzieren. Auf meiner Webseite findest du einige Mini-Interventionen und Übungen, mit denen es dir wirkungsvoll gelingt, bereits während einer stressigen Situation dein Nervenkostüm im Griff zu halten beziehungsweise unmittelbar nach einem anstrengenden Moment dich effektiv selbst zu beruhigen. An dieser Stelle sei nur erwähnt: Achte stets auf deine Gedanken und auf deine Atmung!
Arbeiten an deiner Angst. Falls der Albtraum immer wieder von der gleichen Angst handelt, solltest du nicht versuchen, den Albtraum loszuwerden, sondern an deiner Angst zu arbeiten. Dies kannst du allein versuchen, bei tiefsitzenden Ängsten kann eine Therapie helfen. Ich beschäftige mich seit längerer Zeit mit dem Thema Angst. Falls du Interesse an einem wirkungsvollen Trainingsprogramm hast, melde dich bei mir. Angst ist eine Emotion und kann daher durch ein effektives Emotionsregulationstraining und ein bewusstes kognitives Umdenken und Neubewerten sehr gut gemanagt werden. An dieser Stelle ein Tipp: Wenn du Angst spürst, du in eine Panikattacke gerätst, dann such dir etwas, was dir Halt, Orientierung und beruhigende Bewegung ermöglicht. Denn genau das geht verloren, Halt, Orientierung, Bewegung, wenn wir in Panik geraten.
Rede über deinen Albtraum. In vielen Fällen hilft es bereits, wenn du über deinen Albtraum mit einer vertrauten Person sprichst. Du erinnerst dabei erneut die Inhalte des Traums, befinden sich aber gleichzeitig im Wachzustand und können abschätzen, wie bedrohlich in der gegenwärtigen Situation der Albtraum ist.
Versuche, dir den Albtraum neu zu erzählen. Als erstes erinnerst du dich bewusst im Wachzustand an deinen Albtraum. Dann verändere in Gedanken den Verlauf Szene für Szene. Ein Beispiel aus meiner Coaching Praxis: Im Alptraum träumt eine Person immer wieder davon, Opfer einer Verfolgungsjagd zu sein. Statt panisch wegzurennen, könnte sie im Wachzustand nun träumen, dass sie sich umdreht und vom Verfolger Rechenschaft verlangt.
Das Gänsegrauen
So, und jetzt bin ich dir noch die Deutung meines Gänsekeulen-Albtraums schuldig. Dabei handelt es sich um einen Angst besetzten Traum. Ich habe häufig die Befürchtung, das Essen könnte nicht reichen oder ich bekomme nicht ausreichend vom leckeren Braten ab. Als jüngstes Kind von 4 Geschwistern musste ich natürlich immer schauen, dass ich auch satt werde. Diese „Urangst“, es reicht nicht für mich beziehungsweise für alle, bezieht sich allerdings nur auf Nahrungsmittel, die ich besonders gern verspeise. Dazu gehört eben auch eine leckere Gans! Und so kam es auch, dass ich im Traum vor lauter Angst, beim Festessen zu kurz zu kommen, hinter einer, nein, besser gesagt meiner leckeren Gänsekeule hinterherrenne, um mir diese vor allen anderen Konkurrenten zu schnappen und in Besitz zu nehmen. Und die Angst war berechtigt, denn bei drei Gänsen gibt es ja auch nur 6 Gänsekeulen, ich wusste aber bereits im Vorfeld, das von den Gästen deutlich mehr als 6 Interesse an einer Gänsekeule anmelden würden.
Am Ende hat es sich doch alles sehr gut gelöst! Es blieb sogar fast eine Gans übrig, obwohl alle durchaus satt und befriedigt waren.
Übrigens habe ich mir meinen Albtraum mit Hilfe meiner Freunde noch einmal neu erzählt. Ich renne der Gänsekeule nicht mehr hinterher, sondern die Gänsekeulen rennen hinter mir her. In der Hoffnung, ich werde mich für eine entscheiden. Doch ich besitze die Stärke, mich, anstatt für eine Keule, für ein Bruststück zu entscheiden. Und allen anderen Gästen die Keulen zu überlassen. Dieses Gefühl, selbst entscheiden zu können und Großzügigkeit zu zeigen, anderen auch mal etwas Leckeres zu können, ist für mich sehr befreiend.
Moment mal, so wie es bei 3 Gänsen „nur“ 6 Keulen gibt, gibt es auch nur 6 Bruststücke. Aber, ich kann in diesem Fall beruhigt sein! Gänsebruststücke können Gottseidank nicht vor mir wegrennen! Gänsekeulen schon.
Comments